INSEAD: Die Gig-Economy verändert die Arbeitswelt

“Es befreit und verunsichert” (nicht nur wenn Sie selbstständig sind!)

Die Gig-Economy wird so schnell nicht verschwinden und mittlerweile interessiert sich sogar die Wissenschaft für diesen Bereich der Wirtschaft. INSEAD hat untersucht wie Selbstständige ihr Arbeitsleben und ihren Alltag beurteilen. Die Akademiker haben ebenfalls einen Blick auf die unterschiedlichen Erfolgskriterien die für einen Freiberufler im Vergleich zu einem Angestellten in einem Großunternehmen gelten, geworfen.

Waehrend die Unterschiede in den Erfolgskriterien, die von  INSEAD Associate Professor Gianpiero Petriglieri, gefunden wurden interessant sind, ist ein anderes ergebnis der Untersuchung besonders überraschend, da es einen größeren Einfluss auf die Gesellschaft hat: Die Gig-Economy verändert nicht nur das Leben der Selbständigen, sie beeinflusst auch die Art wie Angestellte Ihre Arbeit angehen.

Oder vielleicht ist es auch andersherum. Weil wir die Arbeit im Betrieb immer mehr unter dem Aspekt der Nützlichkeit und persönlichen Motivation betrachten, sehen mehr und mehr Angestellte eine Option in der freiberuflichen Tätigkeit. Die Arbeit definiert zum Teil unsere Identität und wir wollen der Entscheider in unserem Arbeitsleben sein.

Die Arbeit in der Gig-Economy ist gleichzeitig Selbsterfüllung und riskant

Kommen wir zurück zu Petriglieri. Er erklärt, dass selbstständige ihre Arbeit sehr wichtig nehmen, denn die selbständige Beschäftigung beinhaltet große Risiken. Es befreit und verunsichert zugleich. Petriglieri berichtet, dass seine Arbeit, noch mehr als beim angestellten, zum Teil der Persönlichkeit des Selbstständigen wird, denn sein Lebensunterhalt hängt direkt vom Erfolg ab.

Deswegen ist es auch wichtig zu bedenken, was aus dem Selbstständigen wird wenn er aufhört zu arbeiten. Das klassische Rentenkonzept ist in Frage gestellt, denn diese Art der Beschäftigung ermöglicht eine Variation der Arbeitszeit je nach der Lebenssituation. So kann ein Selbstständiger so lange im Arbeitsmarkt bleiben wie er will und kann. Der letzte Teil ist unsere eigene Einschätzung aber sicher stimmt Petriglieri zu.

Erfolg in der Gig-Economy

Während die aktuellen Erfolgskriterien bei der Jobsuche und im Arbeitsleben des Angestellten Sicherheit und Status sind, ist das für den modernen Freiberufler etwas anders.

Petriglieri nennt das viability of identity – die Realisierbarkeit der Identität. Die Freiheit die Möglichkeiten die der Arbeitsmarkt bietet voll auszunutzen, ist einer der Hauptgründe für den Trend der Selbständigkeit, aber man wünscht sich immer noch ein gewisses Maß an Sicherheit. Die Realisierbarkeit der Identität ist das Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicherheit die jeder Freiberufler für sich selbst finden muss. Dieses Gleichgewicht, wenn der Freiberufler Frei, aber der Lebensunterhalt gesichert ist, das ist das Erfolgskriterium für den Selbstständigen.

Auch freie Arbeiter brauchen Struktur

Während die Freiheit ein wichtiger Grund für die Entscheidung zur Selbständigkeit ist, ist es ebenso wichtig eine Struktur in den Tag zu bringen. Denn sonst kann man nicht produktiv arbeiten. Außerdem weist Petriglieri auf die Wichtigkeit von Verbindungen hin. Da man nicht mehr in den Betrieb geht fallen die Kontakte am Arbeitsplatz weg. Der Mensch bleibt allerdings ein Gesellschaftstier und benötigt seine täglichen Kontakte, nicht nur um Aufträge zu erhalten.

Petriglieri hat beobachtet wie stolz Freiberufler auf ihren selbstständigen Lebensstil sind. Aber auch, wie wichtig diese Selbstständigen den Aufbau von Kontakten nehmen, die ihnen Halt geben. Er hat diese Kontakte in vier verschiedene Kategorien eingeordnet:

• Routinen: Der Aufbau einer Routine, die diszipliniert befolgt wird. Das ähnelt etwas dem was ein klassischer Angestellter erfährt, der Unterschied ist allerdings, dass der Freiberufler sich die Routine selbst aussucht.
• Arbeitsplatz: Die Freiheit sich den Arbeitsplatz frei auszusuchen, wird oft al ein großer Vorteil der Selbstständigkeit gesehen. Aber viele Freiberufler wählen bestimmte Orte um zu Arbeiten. Dabei kann es sich um ein geteiltes Buero, ein bestimmtes Cafe oder das bequem eingerichtete Homeoffice handeln.
• Menschen: Wenn man sein eigener Chef ist fehlt die Kontrolle durch einen Vorgesetzten, Kollegen die eine Unterstützen und Teammitglieder die einem Feedback geben. Selbständige suchen sich dafür andere Kontakte die unterstützen, motivieren und Rat geben.
• Motivation: Mit der Selbstständigkeit kommt auch die Aufgabe selbst eine Motivation für die vorhandene Arbeit zu finden. Dazu gehört auch die Entscheidung, welche Arbeit angenommen werden soll und welche man lieber ablehnt. Das kann durch die relative Unsicherheit der Selbständigkeit oft schwer werden.

Am Ende des Tages scheint es eine gegenseitige Beeinflussung der beiden Arbeitswelten zu geben. Moderne Organisationen sind mehr und mehr von der Gig-Economy inspiriert und müssen das auch sein, um hochqualifizierte Experten anzuziehen. Auf der anderen Seite übernehmen Selbstständige auch Routinen und Methoden aus der Unternehmenswelt um Ihren Arbeitsalltag zu strukturieren.

Wir danken INSEAD und Petriglieri fuer diesen Einblick in einen KErnbereich unseres Geschaefts. Bitte vergessen Sie nicht das im Text nur die Interpretation der Arbeit von Petriglieri von uns bei Right People Group zu finden ist.

Sie können die Studie komplett im Administrative Science Quarterly-Journal finden, wo sie bis zum 2.April kostenlos runterzuladen ist.

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